Frauen in der Architekturszene

Bauen ist auch heute noch fast hauptsächlich eine Männerdomäne. Doch auch die Architekturszene wird zumeist von Männern beherrscht. Trotz der Mehrheit von Studentinnen setzen sich nur wenige nach dem Architekturstudium in diesem Bereich auch durch. Doch die Geschichte zeigt, dass es einige Architektinnen und Designerinnen gibt, die nicht nur frischen Wind, sondern diese Welt auch ordentlich durcheinander gewirbelt haben. Sie haben wichtige Maßstäbe für die moderne Architektur und damit auch deren Entwicklung gesetzt. Und tun es teilweise bis heute noch.

Ob nun Architektin oder Designerin, ihre Werke sprechen eine deutliche Sprache, dass sie sich keinesfalls hinter ihren männlichen Mitstreitern verstecken müssen. Dies dürfte auch in den nächsten Jahrzehnten wohl nicht anders sein.

Widmen wir uns heute aber erst einmal dem frühen 20. Jahrhundert.

Lilly Reich

Lilly Reich (1895-1947) war eine wenig erwähnte deutsche Designerin der Moderne. So prägte sie maßgeblich die Baukunst des deutsch-amerikanischen Architekten Ludwig Mies van der Rohe mit, stand jedoch in der Architekturszene immer irgendwie in seinem Schatten.

Ab 1926 arbeite sie für einige Jahre mit ihm an verschiedenen Projekten zusammen. Eines der bekanntesten Werke ist der Barcelona-Pavillon (Ausstellungspavillon des Deutschen Reichs bei der Weltausstellung 1929), der neue Maßstäbe setzte. Die Innenausstattung trägt größtenteils die Handschrift von Lilly Reich.

Auf Grund ihrer Erfolge wurde ihr auch für den deutschen Beitrag die künstlerische Leitung in Barcelona übertragen. Danach war sie bei der "Deutschen Bau-Ausstellung" in Berlin 1931 mit verschiedenen Arbeiten betraut. 1932 wurde sie vom dritten Bauhaus-Direktor Ludwig Mies van der Rohe zur Leiterin der Werkstatt für Innen-Architektur und Weberei des Bauhauses Dessau berufen. Einige Zeit später ging Lilly Reich auch noch ins Bauhaus Berlin. Bereits 1920 nahm sie der Deutsche Werkbund als erste Frau in seinen Vorstand auf.

Nach dem Krieg arbeitete Lilly Reich noch etwa zwei Jahre bis zu ihrem Tod an der Hochschule für bildende Künste in Berlin als Dozentin.

Ludmilla Herzenstein

Ludmilla Herzenstein (1906-1994) ist vielen kein Begriff aus der Architekturszene, sondern eher geläufig als eine bekannte Kinderbuchautorin. "Das neugierige Entlein" (1945) ist ein Klassiker der Kinderbücher aus der ehemaligen DDR. Tatsächlich war die gebürtige Sankt Petersburgerin jedoch auch Stadtplanerin und Architektin. Nach dem Beginn ihres Architekturstudiums 1926 an der TH Berlin-Charlottenburg folgten Tätigkeiten in Büros für Planung und Architektur in verschiedenen Städten Deutschlands. Im Jahr 1937 wurde sie in die Reichskulturkammer aufgenommen.

Ihre Werke spiegeln unter anderem das Interesse an ansprechenden Wohnsiedlungen wider. So war sie unter anderem in Kooperation mit Hans Scharon für die Ausführung der zwei Laubenganghäuser in Berlin Friedrichshain verantwortlich. In der Zeit von 1964 bis 1971 war Ludmilla Herzenstein Architektin des Stadtbezirks Berlin-Weißensee. Hier entwarf sie unter anderem die "Parkgaststätte Milchhäuschen", bevor sie dann in den Ruhestand ging.

Architektur ist vieles

Architektur ist Kunst und Leidenschaft, die deutlich über einfaches Bauen hinausgehen kann. Ob nun Architekt oder Architektin, berühmt oder wenig erwähnt in der Architekturszene, eines haben sie wohl alle gemeinsam: Die Liebe zum Gestalten, die Freude zum Er-Schaffen von Bleibendem, die Begeisterung für Bau-Werke in Harmonie mit ihrer Umgebung.

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